Der neueste „Amerikaner“ von Karin Flacke beschäftigt sich mit einer Beethoven-Episode / Quilt geht in den USA auf Tour
Von Anke Pelczarski VOLKSSTIMME
Dahrendorf l „Fliegende Blätter“: Das ist der Arbeitstitel für Karin Flackes neuesten „Amerikaner“. Die Dahrendorferin arbeitet an einem Quilt (Stoffkunstwerk), der demnächst durch Amerika auf Tour gehen und somit ein kleines bisschen für die Altmark werben wird.
„Ich beteilige mich an einer internationalen Quiltausstellung, für die man sich bewerben muss“, erzählt die 83-Jährige. Es sei nicht das erste Mal: Seit 2002 würde sie immer mal wieder mit ihren Arbeiten dabei sein. 13 oder 14 „Amerikaner“ seien auf diese Weise schon entstanden, meint sie.
Zu sehen sei die Ausstellung in Manchester (New Hampshire), Oaks (Pennsylvania), Palm Springs und Santa Clara (beides Kalifornien). „Es ist schon ein gutes Gefühl, wenn man weiß, dass die eigene Arbeit, erarbeitet in der kleinen Werkstatt in Dahrendorf, auf solch große Tour geht“, erzählt Karin Flacke mit Stolz in der Stimme.
Diesmal habe sie sich ein besonderes Motiv ausgedacht: fliegende Notenblätter. Die Idee kam ihr, als sie eine Musiksendung über den Komponisten Ludwig van Beethoven gesehen hat, der vor 250 Jahren geboren wurde. „Da gibt es die Geschichte, wie er in seiner neuen Wohnung in Wien am Fenster gesessen und komponiert hat“, berichtet Karin Flacke. Er habe bei der Wirtin heißen Kakao bestellt. Als diese die Tür geöffnet habe, sei der Durchzug so groß gewesen, dass die Notenblätter auf die Straße geflogen seien. „Genau das will ich zeigen“, sagt die Dahrendorferin.
Anregungen kommen oft durch die Musik
Gleich nach der Musiksendung habe sie die Stoffe für den Hintergrund zusammengesucht und mit dem Quilten begonnen. „Es passiert oft, dass ich eine Anregung durch die Musik erhalte. Diese setzt sich dann in meinem Kopf fest und ich weiß genau, wie die Arbeit aussehen könnte“, erzählt sie. Mit dem Grundgerüst, dem geöffneten Fenster und der Hand, die die Noten hält, ist die Stoffkünstlerin schon zufrieden. Doch wie sie die Leichtigkeit, mit der die Blätter durch die Lüfte wirbeln, darstelle, da sei sie sich noch nicht ganz schlüssig.
Das Ende der überlieferten Beethoven-Geschichte ist rasch erzählt: Der Komponist hat die Gassenjungen gebeten, die Blätter wieder einzusammeln. Fürs Zurückbringen hat es eine kleine Belohnung gegeben. Jedoch sollen nicht alle Seiten wieder bei dem Wiener gelandet sein.
„Wir feiern das Beethoven-Jahr, da bot sich diese Anregung an“, sagt Karin Flacke. Schließlich sei der Komponist auch in den USA bekannt. Die Arbeit aus Dahrendorf werde viele Monate unterwegs sein, um bestaunt zu werden.
In naher Zukunft könne sie sich vorstellen, ihre „Amerikaner“ separat auszustellen. „Diese Arbeiten haben weite Wege hinter sich, sind aber hier noch nicht präsent gewesen“, fügt sie hinzu. Ein genauer Zeitpunkt stehe noch nicht fest.
Karin Flacke hofft, dass sie um den Tag des offenen Denkmals wieder ihre Romanik-Quilt-Ausstellung präsentieren könne. Denn sie hat sich auch intensiv mit romanischen Bauwerken beschäftigt, diese auf Stoff gebannt. Einige Arbeiten aus der Reihe seien jedoch schon verkauft. „Die Dahrendorfer Kirche habe ich schon zweimal erschaffen. Nun bin ich am dritten Exemplar. Es wird nur immer etwas anders“, erzählt sie. Aber auch über die Themen Großsteingräber und Steine arbeite sie, ein Gebiet, das sie sehr fasziniere. Anregungen habe sie in Frankreich, Irland, England und Schottland gefunden, aber auch in der hiesigen Region.
Eulen sind ein dankbares Motiv
Das Arbeiten mit den Stoffen habe ihr gut durch die bisherige Corona-Zeit geholfen. Doch die Ausstellungsmöglichkeit fehle ihr etwas. Karin Flacke denkt über eine Online-Präsentation nach. Und sie hat schon wieder Ideen für neue Arbeiten im Kopf: vielleicht über Eulen, die sie im Salzwedeler Burggarten beobachtet hat.