Von der LPG bis zur modernen Westtechnik war es in Dähre ein weiter Weg

Senior-Mechaniker Ralf Lehnecke (Mitte) mit der dritten Generation – Stefan und Madlen Lehnecke. Fotos (2): Kai Zuber

Dähre – Als zu Beginn der 1950er-Jahre in Dähre auch bei den Bauern Stück für Stück der Sozialismus Einzug halten sollte, hatten die SED-Parteifunktionäre keinen guten Stand. Der sozialistische Frühling in der Altmark ließ lange auf sich warten. Vor allem die begüterten Bauern rings um Dähre wollten ihr Eigentum schützen, frei bleiben und sich nicht zwangskollektivieren lassen.

Dähre hatte 1950 rund 1500 Einwohner und 83 landwirtschaftliche Betriebe. Anfang der 1950er-Jahre begann auch in der Altmark die landwirtschaftliche Kollektivierung. Im Jahre 1952 wurde im heutigen Dährer Ortsteil Holzhausen die erste Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) vom Typ III, „Freundschaft siegt“, geschaffen. Dominierend war die Landwirtschaft auch in vielen anderen Dörfern rund um Dähre. Im Jahre 1963 entstand die LPG Typ I „Heimatland“ in Wiewohl, die 1968 an die LPG „Neues Leben“ Lagendorf angeschlossen wurde. Zu DDR-Zeiten gab es in dem Ort eine Schweinezucht- und Schweinemastanlage. Im Jahre 2015 war diese Anlage in Wiewohl als Futtermittelunternehmer registriert.

Vor allem die landwirtschaftliche Technik fehlte nach der Bodenreform, was dazu führte, dass bereits 1949 tausende Neubauern ihre Wirtschaft aufgaben. Nur wenigen war es bis 1952 gelungen, ihre Betriebe aufrechtzuerhalten. Ende des Jahres gab es in der DDR gut 1800 LPG, welche rund 19 000 bäuerliche Einzelbetriebe vereinten.

Doch mit der Effektivität waren die Genossen in Berlin unzufrieden. Im Bezirk Magdeburg gab es 1958 knapp 900 LPG. Sie bewirtschafteten damals 40 Prozent der Nutzfläche, lieferten aber nur knapp 30 Prozent der Erzeugnisse.

Technik fehlte auch in Dähre an allen Ecken und Enden. Der Dährer Heinz Lehnecke war über 20 Jahre lang Ortsvorsitzender der Demokratischen Bauernpartei Deutschlands (DBD). Dass es dort zeitweise mehr Mitglieder als in der örtlichen SED-Sparte gab, zeigt, wie schwer es die Arbeiter- und Bauernpartei in der westlichen Altmark hatte.

Das damalige Parteimotto bei den Bauern sollte sein: „Ohne Gott und Sonnenschein bringen wir die Ernte ein“. Im Dezember 1951 kam es wegen der Zwangskollektivierung der Landwirtschaft im Ort sogar zu Querelen.

Mit der Verbesserung der Landtechnik kam 1974 auch der wirtschaftliche Erfolg im 25. Jahr des Bestehens der DDR: „Ich kann berichten, dass wir noch nie so hohe Erträge bei der Getreideproduktion von 38 Dezitonnen je Hektar aufweisen konnten.“ Noch kurz vor seiner Rede korrigierte Lehnecke die Zahl mit dem Bleistift nach oben und machte aus der 38 kurzerhand eine 40. Die gute Technik der LPG half auch beim Bau der Dährer Badeanstalt. Weil die Bauern die eigentlich für sie bestimmten Stahlbeton-Elemente im Waldbad verbauten, verzichteten sie sogar auf ein Futtersilo, erinnert sich Senior Heinz Lehnecke.

Dessen Sohn Ralf lernte 1972 bis 1974 in Langenapel Schlosser. Dann wechselte er in die LPG „Vereinte Kraft“ Dähre. „Die neue Technik-Werkstatt wurde 1962 fertiggestellt. Heute arbeitet hier mit meinem Sohn Stefan die dritte Generation“, freut sich Ralf Lehnecke. Mittlerweile 30 Jahre lang gibt es dort am alten Standort den Landtechnik-Handel Dähre.

Zu DDR-Zeiten wurde in der LPG Dähre die Lehrlingsausbildung großgeschrieben. „Auch der heutige Landrat Michael Ziche lernte hier“, weiß Ralf Lehnecke. Im Winter halfen alle Bauern in der Technik-Werkstatt mit aus – auch Brigadier Heinz Lehnecke, der mittlerweile 93 Jahre alt ist.

Quelle: Von Kai Zuber ALTMARKZEITUNG

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