Druckfrische Grenz-Geschichten
Turmbesitzer Rainer Axmann freut sich über Buch-Artikel über sein Hobby
Dähre/Dahrendorf – Der Dahrendorfer Grenzturmbesitzer Rainer Axmann ist seit dem Kauf seines historischen Bauwerks und dessen Renovierung zu einer regionalen Berühmtheit avanciert. Aktuell freut er sich darüber, dass seine „Turm-Story“ sogar in einem weiteren druckfrisch erschienenen Buch beleuchtet wird. „Das freut mich und ehrt natürlich mein Engagement, weiter an der Erhaltung des Bauwerkes zu arbeiten und es der Öffentlichkeit und Besuchergruppen zugänglich zu machen“, sagte Axmann der AZ.
Hintergrund: „Grünes Band entlang der Altmark“ – So heißt das neue Wanderbuch von Amanda Hasenfusz und Beatrix Flatt mit Geschichten und „Erlebnisrouten zu Natur und Geschichte“ der Grenzregion, das Ende August erschienen ist. Karte, Kompass, natürlich das Buch und etwas Neugier im Gepäck. Das ist alles, was der interessierte Tourist braucht, um aufzubrechen. 33 Wander- und Radtouren entlang des Grünen Bandes sind beschrieben. In der Verbandsgemeinde Beetzendorf-Diesdorf sind Jübar, Diesdorf und Dähre besonders stark vertreten. Auf 337 Seiten geht es in der Region zunächst von Brome aus über die Landes- und Kreisgrenze. Touren in der Verbandsgemeinde sind von Jübar nach Hanum, von Haselhorst nach Rade und Waddekath, direkt auf dem im August mit Heide bewachsenen ehemaligen Todes-Grenzstreifen, dann weiter ins „County“ bei Höddelsen, mit einer süßen Kuchen-Spritztour ins bekannte Diesdorfer Freilichtmuseum und schließlich über Schmölau und Lüben weiter nach Bad Bodenteich.
Ausführlich beschrieben sind in dem Buch, das in Oebisfelde startet, auch Touren durch den Drömling, nach Dahrendorf, Harpe, Groß Grabenstedt, Bergen (Dumme), ins Grenzland-Museum Schnega, die Regionen um Salzwedel und Arendsee bis hin nach Gartow und Schnackenburg an der Elbe. Neben den Touren gibt es Informationen zur so genannten „Ost-West-Mammuttour“ von der Altmark ins Wendland und dem Europaradweg Eurovelo 13 („Iron Curtain Trail“).
Die Grenzgeschichten werden bereichert durch kurzweilige Portraits von Menschen am Grünen Band – wie zum Beispiel Rainer Axmann. Soviel Presserummel und Publicity lockt natürlich auch das Fernsehen an: „Der MDR dreht aktuell gerade wieder bei mir am Turm“, freut sich der Besitzer.
Dietrich-Wilhelm Ritzmann trägt seit 1989 Ausstellungsstücke aus der Altmark zusammen
#Dahrendorf / #Schnega – Kaum jemand kennt die ehemalige innerdeutsche Grenze so gut wie Dietrich-Wilhelm Ritzmann. Seine seit Jahrzehnten gesammelten Grenz-Relikte vom einstigen „Eisernen Vor-hang“ zwischen Jübar bis Dähre passen heute kaum in eine Lagerhalle. Dietrich-Wilhelm Ritzmann trug seit 1989 Tausende Ausstellungsstücke zusammen. So entstand mit viel Liebe zum Detail das „Baby“ des leidenschaftlichen Sammlers: Das Swinmark-Grenzlandmuseum im Schnegaer Ortsteil Göhr. „Hier kommen seit Jahren immer wieder viele Gäste aus dem Altmarkkreis Salzwedel, ehemalige Armeeangehörige der Grenztruppen, der NVA und des BGS und natürlich viele Einwohner der Grenzorte Dahrendorf, Schmölau, Diesdorf, Holzhausen, Jübar, Dähre und den vielen Ortsteilen von Salzwedel bis hin zu Arendsee, um bei mir im Museum nicht nur ihre eigene Geschichte zu schnuppern, sondern natürlich auch einen wichtigen Teil der Geschichte Deutschlands“, erklärt Ritzmann.
Mit Herzblut und viel Sachkenntnis
Wie jedes Jahr am Tag der Einheit ist das Grenzlandmuseum für Gäste aus Niedersachsen und der Altmark von 13 Uhr bis 18 Uhr offen. Für seine unermüdliche Arbeit wurde Ritzmann bereits 2023 mit dem BRD-Verdienstorden geehrt.
Doch zurück zum Grenzland-Museum, das voll mit Original-Ausstellungsstücken aus den heutigen Kommunen Jübar, Diesdorf, Dähre und Salzwedel ist. Die meisten Mauer-Relikte hat sich Dietrich-Wilhelm Ritzmann selbst gesichert: für sein Grenzlandmuseum. Schilder, wie „Halt Zonengrenze“, Grenzmotorräder, Kübelwagen, Grenzsäulen aus Beton, 40 komplette Uniformen von Zoll, Bundesgrenzschutz, Stasi und NVA-Grenzer, Orden, Dokumente, über 500 Fotos und selbst Reste von Tretminen hat der Schnegaer gesammelt. Hunderte Besucher staunten jedes Jahr über die gut 800 Originale des Exponaten-Ausstellungsbestandes des Schnegaer Swinmark-Grenzlandmuseum.
Der Museumsdirektor und Gästebetreuer Ritzmann hat das Museum nach der Wende mit viel Sachkenntnis und Herzblut aufgebaut: „Wir haben seitdem viele treue Besucher vor allem aus der Altmark. Viele alte Grenzer aus Ost und West schauen vorbei und schwelgen in Erinnerungen“, so der Museumschef.
Aber auch die pädagogische Arbeit will Ritzmann fördern: „Schulklassen sind bei uns willkommen. Auch jenseits der Öffnungszeiten gibt es bei uns nach Voranmeldung Führungen.“
Nach der Wiedervereinigung 1989 waren die Menschen erleichtert und glücklich, beeilten sich die äußeren Zeichen dieser grausamen Trennungslinie zu beseitigen; Grenzzäune und Sperranlagen wurden niedergerissen, zerstört, vernichtet. „Doch dieser wichtige Teil unserer deutschen Geschichte darf aber nicht in Vergessenheit geraten und wir müssen stets den vielen Toten und Verletzten gedenken, die ihr Leben und ihre Gesundheit an dieser unmenschlichen Grenze verloren haben“, erklärte Dietrich-Wilhelm Ritzmann im AZ-Gespräch.
Dietrich-Wilhelm Ritzmann aus Schnega beschäftigt sich seit seiner Kindheit mit der innerdeutschen Grenze, war sie doch nur wenige Kilometer von seinem Wohnort entfernt. Er fotografierte zum Teil mit einem Teleobjektiv das Grenzgeschehen und besitzt heute auf diese Weise eine historisch einmalige Sammlung.
Nach der Wende fuhr Dietrich-Wilhelm Ritzmann mit einem ehemaligen DDR-Armeefahrzeug LO 2002 in der Grenzregion umher und trug alles an Erinnerungsstücken zusammen, was er nur bekommen konnte. Viele Exponate stammen aus dem alten Kreis Salzwedel. In einem ehemaligen Trecker- und Maschinengebäude in Göhr (bei Schnega) baute Ritzmann 1998 sein Swinmark-Grenzlandmuseum aus.
Ein Museum zum Anfassen
Im Museum kann am Tag der Einheit nicht nur alles bestaunt, sondern auch angefasst und – wie beispielsweise die Fernmeldeanlage – auch ausprobiert werden. Es gibt hier Original-DDR-Sperranlagen mit Grenzzaun I, Grenzsignal- und Sperrzaun II mit Durchlässen für Niederwild. Fuchs und Hase war so der „kleine Grenzverkehr“ durch Zaunlöcher möglich, ohne die Selbstschussanlagen auszulösen.
Quelle: Von Kai Zuber
Quellenangabe: Altmarkkreis Salzwedel vom 29.09.2023, Seite 5
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