Funde aus der Frühbesiedlung
Verschiedene Bodenfunde weisen auf eine sehr frühe steinzeitliche Besiedlung dieser Region hin. So wurde z.B. von Richard Fricke bei Feldarbeiten nördlich vom Dahrendorfer Weg ein einfaches Steinbeil ohne Loch von gelblicher Farbe gefunden, das jedoch in den Kriegsjahren verloren ging.
Dokumentiert ist aber ein Fund eines sehr schönen Steinbeils, das auf einer kleinen Anhöhe in der Nähe des Dorfes gefunden wurde. Der Finder brachte dieses aufwendig bearbeitete und formschöne Exemplar zu Pastor Krüger nach Lagendorf, der diesen Fund dann an das Salzwedeler Danneil- Museum meldete. Nebenstehende Skizze (Ausschnitt) wurde damals angefertigt und befindet sich im Museumsbesitz.
Auf dem Küster- Acker oben auf dem Hügel befand sich ein kleines Großsteingrab. Der größte Teil der Steine wurde von Dorfleuten für verschiedene Bauvorhaben entfernt, wahrscheinlich ohne gleich zu wissen, dass hier ein Bodendenkmal zerstört wurde. Beim Pflügen traten dann Knochenfunde zu Tage, von denen noch ein Teil von Museumsfachleuten geborgen wurde, so W. Schulz aus Wiewohl.
Ortsname im Wandel der Zeiten
Wiewohl, eingepfarrt nach Lagendorf. Der Name (1395 wynwal, 1422 wiewelle, 1423 winwal, 1427 wiwal, 1428 wiewal, 1458 wiwale) ist wohl ursprünglich wendisch. Der Ort ist hufeisenförmig gebaut, und sämtliche Flurnamen sind wendisch. Das Dorf war landesherrliches Lehen in den Händen der Familie Buchmast. Zwei Glieder derselben hatten es an das Kloster Diesdorf ohne landesherrliche Genehmigung verkauft. Der Markgraf Johann trat 1427 dagegen auf und verschrieb es den rechten Landeserben. Im nächsten Jahre übereignete es der Markgraf dem Kloster und verzichtete auf seine Lehnsrechte. Quelle: Zahn/ M. Ehlies, Heimatkunde der Altmark Salzwedel 1928 S. 149
Ersterwähnung des Ortes Wiewohl 1242
In einer Urkunde des Bischofs Luder von Borch (1231-1251 Bischof von Verden) vom 15. August 1242, wird auch Wiewohl in der Schreibweise „wiewelle“ als eins von 15 Dörfern, dessen Zehnt der Bischof von Verden an das Kloster Diesdorf verkauft hat, genannt. Quelle: Arend Mindermann, Urkundenbuch der Bischöfe und des Domkapitels von Verden, Band 1, Von den Anfängen bis 1300, S. 420-421
Die Höfe
Der Ort war ehemals als Rundling angelegt. Anfangs gab es noch keine direkte Verbindung zum Nachbarort Holzhausen, da das Gelände sumpfig war.
Der Kartenausschnitt aus dem Jahre 1691 zeigt die Anlage des wahrscheinlich einst von Wenden angelegten Rundlings. Die Ackerhöfe waren kreisförmig angeordnet.
Danach bestand das Dorf längere Zeit aus 8 Ackerhöfen und einer Kossatenstelle*1, war also rein landwirtschaftlich geprägt. Neben den Ackerbauern siedelten sich immer wieder auch verschiedene Handwerker an, u.a. Tischler, Schmied, Rademacher, Schneider, Zimmermann, Maurer, Handelsmann, Schuhmacher, Kupferschmied …
Im Laufe der Zeit wuchs der Ort durch Verlegung und Neubau auf 17 Hofstellen. Heute sind es 13 Wohnhäuser. Nach der Wende 1989 war keiner der Einwohner mehr in der Landwirtschaft tätig. Bis Mitte der 60iger Jahre gab es eine Gastwirtschaft und während der DDR-Zeit bis in die 70iger Jahre eine Konsum-Verkaufsstelle, zuerst auf Hof Nr. 13 und danach auf Hof Nr. 17 nach alter Bezeichnung.
In Wiewohl gab es auch ein Armenhaus. Das Armenhaus wurde Anfang des 20. Jahrhunderts (Ende der 1920iger Jahre?) wegen Baufälligkeit abgerissen.
Chronik
1242 Der Zehnt des Ortes wird vom Bischof von Verden an das Kloster Diesdorf verkauft. Ortsname: wiewelle
1618 – 1648 Dreißigjähriger Krieg, 1620 Für Wiewohl sind nur noch 4 (vorher 8) Ackerleute registriert.
1685 in Wiewohl sind wieder 8 Ackerleute und Halbspänner und ein Hirte gemeldet
1801 Wiewohl hat 47 Einwohner; 8 Halbbauern, 1 Büdner; 7 3/8 Hufen [ca. 55,3 ha], 10 Feuerstellen.
1803 registriert sind für Wiewohl 8 Pferde, 23 Ochsen, 18 Kühe, 6 Stück Jungvieh, 10 Kühe, zugezogen 11 Kälber, 60 Schafe, zugezogen 40 Lämmer, 27 Schweine, zugezogen 46 Ferkel.
1892 Wiewohl hat 85 Einwohner.
Um 1911 Elektrifizierung des Ortes. In der Ortsmitte wurde ein Trafoturm aus roten Mauerziegeln errichtet.
Im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts entstehen die meisten Gebäude, wie Wohnhäuser, Stallgebäude und Scheunen, des Ortes neu.
1914 – 1918 1. Weltkrieg. Wiewohl betrauerte Arnold Jahrens (Hof 13), Richard Ludolph (Hof 17), die Knechte Ernst Näther und Willi Siebert vom Hof von Martin Schulze sen. (Hof 5).
Etwa 1938 – 40 wurde die Dorfstraße in Wiewohl in einer Gemeinschaftsarbeit der Einwohner gepflastert und einseitig mit einem Fußweg versehen, wofür die Bordsteine aus Naturstein selbst geschlagen wurden.
1939 1. September – 04:45 Uhr beginnt der 2. Weltkrieg mit dem Polen- Feldzug. Noch kurz vor dem Krieg wurde der Friedhof in Wiewohl wegen Platzmangel nach Osten erweitert.
Wiewohl verliert 6 Männer durch den 2. Weltkrieg: Erich Müller, Bernhard Bock, Ernst Meier, Heinrich Müller, Friedrich Lüder, Rolf Schumacher aus Berlin
1945 Bodenreform: Familie Bock, die über 100 ha Grund und Boden besaß, erhielt die Nachricht zur Enteignung einen Tag vor Heiligabend. Sie flüchtete daraufhin in den Westen.
1946 Wiewohl hat 108 Einwohner als Folge des 2. Weltkrieges.
Am 03. Mai 1953 Gründung der 1. LPG (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft) „Allen voran“ in Wiewohl. Vorsitzender war der 24-jährige Willi Salzmann (1953 – 1961).
Etwa 1960/61 wurde im Westflügel des Wohnhauses Jahrens hofseitig ein kleiner Verkaufsladen eingerichtet, der später zur Konsum-Verkaufsstelle erweitert wurde. Kurze Zeit später wurde im linken Flügel ebenfalls durch Familie Wolfgang Knack auch eine Gastwirtschaft eröffnet.
1. April 1960 Vollgenossenschaftlichkeit: Die Wiewohler hatten sich nach langen Beratungen und schlaflosen Nächten zur LPG Typ 3 zusammengeschlossen. Der Tierbestand und die Felder wurden von allen Mitgliedern gemeinsam bewirtschaftet.
1969 – Wiewohl hatte sich mit Lagendorf zu einer LPG zusammengeschlossen und wurde der Gemeinde Lagendorf zugeordnet- die Gemeinde Lagendorf bestand aus den Ortsteilen Dahrendorf, Lagendorf und Wiewohl. Bürgermeister war Ernst Nehls aus Dahrendorf.
9. November 1989 – Grenzöffnung: DDR-Bürger konnten mit einem Visum die Bundesrepublik sogar mit ihrem Auto, meist Trabant, Wartburg, Skoda und Lada, besuchen. Menschenschlangen in mehreren Reihen bildeten sich an den Folgetagen vor dem Volkspolizeikreisamt in Salzwedel – alle warteten über Stunden auf Ausstellung eines Visums; später konnte man auch an der Grenzübergangsstelle (GÜST) ein solches Visum erhalten z.B. in Richtung Bergen. Kilometerlange Staus bis hinter die Stadtgrenzen Salzwedels in Richtung Winterfeld prägten in den nächsten Tagen das Bild auf der F71.
14. November 1989 – Das Sperrgebiet an der Grenze wurde aufgehoben. DDR-Bürger haben jetzt Zugang zu den Orten, die vorher nur mit einer Sondergenehmigung zu erreichen waren. Eine Genehmigung wurde vorher nur zu besonderen Anlässen, z. B. Beerdigung naher Verwandter, erteilt.
3. Oktober 1990 – Tag der deutschen Einheit. Die DDR hat aufgehört zu existieren. Wiewohl ist jetzt ein Ort der Bundesrepublik Deutschland unter Bundeskanzler Helmut Kohl.
Zum Tag der Einheit wurde eine Eiche durch M. Schulze, W. Salzmann und E. Brondtke am nördlichen Ortseingang in Wiewohl gepflanzt.
9. Januar 1991 – Die Grundstücksbesitzer trafen sich in der Gaststätte Bottermund im Dorf-gemeinschaftshaus Dahrendorf zur Gründungsversammlung der Jagdgenossenschaft Wiewohl. Zum Jagdvorstand wurden gewählt:
Vorsitzender: Martin Schulze, Wiewohl
Schriftführer: Erhard Borchers, Müssingen
Kassenwart: Wolfgang Boohs, Wiewohl
3. September 1995 – Wiewohl begeht feierlich seine 600 – Jahrfeier, da die Urkunde aus dem Jahr 1242 noch nicht bekannt war.
Januar 2010 Die Gemeinde Dähre gehört jetzt der Verbandsgemeinde Beetzendorf-Diesdorf an. Verbandsbürgermeister ist Christiane Lüdemann.
30. April 2017 Maibaumaufstellen. Schon länger geplant, aber immer wieder verschoben, wurde in Wiewohl erstmalig ein Maibaum aufgestellt.
29. Juni 2018 Der neue Transformator wurde angeliefert und an seinen neuen Platz neben dem alten Trafoturm aufgestellt. Die Freileitungen im Ort werden durch Erdkabel ersetzt.
11. November 2018 – Wiewohl begrüßt seinen jüngsten Einwohner Thore Moritz Broseit, über den sich die Eltern Mathias und Maria und Schwesterchen Leonie besonders freuen.
Der Ort wird am 17. August 2019 sein 777 jähriges Bestehen mit einem Dorffest feiern.
Text und Bilder: M. Schröder – Wiewohl