Traditionen zum Fest im Wandel der Zeiten / Nur wenige Bräuche erhalten geblieben
#Schmölau / #Dülseberg / #Bonese – Vielfältig sind in der Altmark die gemeinsam in der Dorfgemeinschaft gefeierten Feste, doch im Pfingstfest sah der Heimatforscher Hanns H. F. Schmidt bei seinen Forschungen einen besonderen Höhepunkt im Jahresablauf. Vor allem im Hansjochenwinkel bei Dülseberg, Bonese, Höddelsen und Schölau sind viele Bräuche bis heute erhalten geblieben.
Knochen symbolisch an einen Galgen gehängt
Vielerorts steckte man 14 Tage vor dem Fest ein Stück Weideland ab, auf das kein Schaf mehr durfte. Danach sangen die Jungen im Dorf einen Vers, in dem sie um „tein Eier“ baten. Zu Pfingsten stand dann ein Wettreiten statt, dessen Sieger „Dauschlöpper“ und dessen Verlierer „Pfingstkäm“ hießen. Es wurde auch ein Galgen aufgestellt, an dem zum Schluss des Festes jeder so viele Knochen wie möglich hängte.
In einigen Dörfern steckte man ebenfalls eine Pfingstweide ab, hier fand jedoch kein Wettreiten, sondern ein Ringkampf statt. Auf der Pfingstweide gab es sowohl einen Pfingstlauf als auch ein Pfingstreiten. Dessen letzter Teilnehmer, der sogenannte Molitz, bekam ein aus Stroh geflochtenes Band ums Knie gebunden, wurde von Haus zu Haus geführt und musste um Eier betteln. In Groß Wieblitz, so berichten Heimatforscher, stellte eine Birke, also ein Maienbusch das Ziel des Wettrennens dar. Der Sieger wurde König genannt und mit einem Blumenkranz geschmückt. Der Letzte des Rennens sammelte beim Ummarsch durch das Dorf an einem Stock die Würste als „Pfingstkäm“.
Eduard Duller trug folgende Pfingst-Begebenheiten zusammen: Demnach wurden die Häuser innen und außen mit Birken geschmückt. In einigen Orten war es Brauch, das Vieh nach dem Winter erstmals auf die Weiden zu treiben. Das erste auf der Pfingstweide angekommene Tier wurde mit einer „Dausleipe“ geschmückt, dessen Treiber Tauschlepper genannt. Wer als Letzter auf der Weide ankam, war der Pfingstkäm oder „der Bunte“.
Fliederblüten im Flur als Glücksbringer
Der mit viel frischem Grün geschmückte und durchs Dorf geführte Pfingstkerl oder Pfingstochse war früher noch in zahlreichen Wendendörfern um Salzwedel und Tradition. Diese hat sich bis heute unter anderem in Schmölau erhalten. Der ganze Ort ist auf den Beinen. Rund einen Zentner schwer ist die prächtige Pfingstkerl-Pyramide. Frauen und Mädchen haben das Ochsen-Kostüm mit Blumen, Farnwedeln und Schilfgras liebevoll geschmückt.
Kinder führen den Schmölauer Pfingstumzug unter Glockengeläut an. Sie bringen, so ist es seit Jahrzehnten Brauch, den Bewohnern „Glück ins Haus“. Als Dankeschön gab es von den Einwohnern einen Imbiss oder einen kleinen Umtrunk am Gartenzaun. Das alles spornt auch den Pfingstochsen trotz seines Zentner schweren Kostüms zu einem Tänzchen an, der dann auch noch ein zufriedenes kuhähnliches Brüllgeräusch von sich gibt.
Mit einem weißen Schleier und einem prächtigen Gefolge an ihrer Seite geht die kleine Pfingstbraut im Diesdorfer Ortsteil Dülseberg von Haus zu Haus. Mit diesem traditionellen Brauch pflegen die Dülseberger auch heute noch die historischen Überlieferungen ihrer Vorfahren. Die Braut streut violette und weiße Fliederblüten als Glücksbringer in jeden Hausflur. Dazu überbringt die Braut den Bewohnern des Hofes die besten Pfingstgrüße.
In den Dörfern rund um Salzwedel war es zudem Brauch, den geschmückten Pfingstkranz zu reiten. Wer ihn erfolgreich von seiner Stange herunterreißt, war König und bekam ein von den Mädchen des Ortes besticktes seidenes Tuch. Johann Friedrich Danneil berichtet, dass in einigen Dörfern die Viehmägde sich im Wettstreit beim besonders schnellen Austreiben der Kühe auf die Pfingstweide maßen. Das letzte Mädel, also die „bunte Kuh“, war noch lange Zeit nach Pfingsten Zielscheibe derber Witzeleien im Dorf. Laut Danneil wird an drei Tagen Pfingsten gefeiert: Am zweiten und dritten Tag wird getanzt und Pfingstbier getrunken. Dabei ist es Brauch, dass die Jungens das Bier bezahlen und die Mädels die Musik.
Quellenangabe: Altmarkkreis Salzwedel vom 15.05.2024, Seite 5
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