110 plus 1 wird man nicht alle Tage: Die Freiwillige Feuerwehr Dähre feierte diesen Geburtstag mit einem sportlichen Wettkampf und einer Festsitzung.

Von Anke Pelczarski VOLKSSTIMME

Das erste Team der Dährer Jugendwehr zeigte sein Können. Es holte den Sieg beim Nachwuchs. Fotos: Anke Pelczarski VOLKSSTIMME

Dähre/Bonese l „Bis gestern Abend wussten wir nicht, dass wir starten“: Das sagt Christian Schnöckel am Sonnabendvormittag. Die Sauglängen kuppeln, das sei das A und O. Das wissen die „alten Hasen“ genau. Auch wenn der letzte gemeinsame Start beim Löschangriff nass wohl um die 20 Jahre zurückliegen muss. „Ich glaube, es war 1998 in Schmölau“, denkt Christoph Schmidt laut nach. Im Sextett sind zudem Marko Müller, Frank-Jürgen Elfert, Tobias Radtke und Christian Mutschler dabei. Die Männer müssen auf dem Dährer Trainingsplatz als Erste ran. Mit der alten Tragkraftspritze aus den 1960er Jahren, die wohl 10, 15 Jahre nicht genutzt und nun wieder in Gang gebracht wurde, wie es hieß. Sie laufen im ersten Durchgang eine Zeit von knapp über 40 Sekunden, genauso wie die Fahrendorfer, die viel mehr Wettkampferfahrung haben. Damit sind sie ganz zufrieden. Und freuen sich darüber, nach zwei Läufen Dritter unter den sechs Männermannschaften zu sein.

Gleich mit zwei Teams starten Mitglieder aus den Wehren Bonese, Lagendorf und Schmölau-Holzhausen. „Sie wollen sowieso zusammenarbeiten. Da finde ich es gut, dass sie auch hier kooperieren“, lobt Verbandsgemeinde-Bürgermeister Michael Olms. Er beobachtet auch die Jugendmannschaften aus Dähre, Apenburg und Lockstedt, die um den Sieg streiten.

Mal Brandmeister, mal Wehrführer

Am Abend dann der Umzug zur Festsitzung ins Dorfgemeinschaftshaus Bonese. Mitglieder des Fördervereins Waldbad Dähre unterstützen dabei. Dafür gibt es von Ortswehrleiter Gerd Obermüller ein herzliches Dankeschön.

Jugendwart Sven Mahlke (von rechts) und Hans-Heinrich Bromann gratulierten Andy Schleuder (von links), Niklas Bromann und Phil Tommes Nieswandt zum Erreichen der Jugendflamme der Stufe 2. Fotos: Anke Pelczarski VOLKSSTIMME

Er erinnert an den 1. Juli 1908, als 35 Dährer die Wehr gegründet haben. Darunter seien auch Albert Elfert und Fritz Winkelmann gewesen, nennt er Namen, die noch heute im Ort präsent sind. Amtsvorsteher Bannier und der Gemeinderat hätten die Neugründung genehmigt. Erster Brandmeister sei Otto Schulz gewesen. Ihm folgten in dieser Funktion im Jahr 1925 Fritz Heiser und 1928 Heinrich Steding. „Dann musste es Wehrführer nach einem im Jahr 1934 beschlossenen Gesetz heißen. Richard Bannier übernahm die Aufgabe“, blickt Gerd Obermüller in die Geschichte. 1947, dann wieder als Brandmeister, wird Adolf Schulz an die Spitze gewählt, ein Jahr später Georg Heiser, auf den Kamerad Zauske folgt. Fritz Lahmann sei anschließend Wehrleiter gewesen und ab 1982 Albert Müller. Er selbst erfülle diese Aufgabe seit 2001, sagt er.

Die Jugendwehr sei vor 45 Jahren gegründet worden. Die damalige Arbeitsgemeinschaft (AG) Junge Brandschutzhelfer an der POS Dähre habe übrigens Jürgen Bruzies betreut. Gerd Obermüller zieht ein Schreiben hervor, das ihm kürzlich in die Hände gefallen ist: die Neuen in der AG, die ab 1. September 1978 mitmachen. Genannt sind die Sechstklässler Andreas Lammers, René Pawellek und Ralf Franke, die Fünftklässler Ingo Lehmann und Frank Habedank, die Viertklässler Thomas Schulz, Harald Faescke, Gerd-Uwe Gruß, Ralf Haefke, Dirk Leiding, Lutke Schnöckel und Gerd Obermüller… Ein erstauntes Raunen geht durch den Saal.

Vor etwa 20 Jahren absolvierten Christoph Schmidt, Tobias Radtke, Christian Mutschler, Marko Müller, Christian Schnöckel und Frank-Jürgen Elfert den letzten Löschangriff. Zum Feuerwehrgeburtstag gingen sie noch einmal auf die Strecke. Fotos: Anke Pelczarski VOLKSSTIMME

Der Ortswehrleiter erinnert an Gerätehaus-Neubaupläne aus den 1980er Jahren. Doch da es Probleme mit dem Eigentum gegeben habe, konnte dies nicht umgesetzt werden. Deshalb wurde das alte Haus in den 1990er Jahren saniert. Im Jahr 2003 entschied sich der damalige Gemeinderat trotz klammer Kassen für einen Neubau auf dem Gelände des ehemaligen Kindergartens. Fürs neue Gerätehaus gab es ein Tanklöschfahrzeug, das die Gemeinde vom Kreis übernahm. In den Jahren 2011 und 2017 gab es eine „Auffrischung“ des Fuhrparks. Gerd Obermüller schätzt, dass seit der Währungsunion etwa 900 000 Euro für die Dährer Wehr investiert worden seien. Die 20 Aktiven, die rund um die Uhr einsatzbereit sind, möchten diese Vertrauen gern durch regelmäßige Ausbildungen und Engagement zurückgeben.

Ortswehrleiter Gerd Obermüller (rechts) ehrte Stephan Herting (links) und Erik Fangohr für langjährige Mitgliedschaft. Fotos: Anke Pelczarski VOLKSSTIMME

Der Ortswehrleiter bezeichnet es als „unglückliche Lage, dass die Mitglieder aus verschiedenen Berufen kommen“. Das biete aber auch die Chance, die unterschiedlichen Fähigkeiten mit den Anforderungen an das Aktivsein in der Wehr zu kombinieren. „Wir müssen alle Kameraden mitnehmen. Überheblichkeit ist fehl am Platz“, appelliert er daran, weiterhin am Miteinander zu arbeiten.

Die Dährer Wehr sei seit ihrer Gründung eine verlässliche Bank, urteilt VG-Bürgermeister Michael Olms. Er dankt den Aktiven, aber auch deren Familienangehörigen, die ihnen den Rücken für den Dienst frei halten. Das Geburtstagskind würde sich auch im zweiten Zug der Feuerwehrbereitschaft der VG aktiv mit einbringen, nennt er eine weitere Aufgabe des breiten Feldes, das von den Mitgliedern zu meistern sei. „Die Gemeinde Dähre hat in ein DIN-gerechtes Gerätehaus investiert“, sagt er und erinnert daran, dass die VG seit 2010 Träger des Brandschutzes sei. „Wir müssen Technik und Gerätehäuser modernisieren. Das wird für die nächsten Jahrzehnte eine große Aufgabe“, blickt Michael Olms voraus.

Sieben Ortswehren gebe es in der Gemeinde Dähre, schildert Bürgermeister Bernd Hane. Er sei froh, dass deren Erhalt an die VG übergegangen sei. „Das gewährleistet, dass an Ausrüstungsstand und Ausbildung kontinuierlich gearbeitet wird“, ist er sich sicher.

Den stellvertretenden Kreisbrandmeister Bert Juschus verbindet mit den Dährer Kameraden eine lange Zusammenarbeit. „Wir haben uns kennengelernt, als Albert Müller und Heinrich Buhr an der Spitze standen. Damals gehörten Dähre und Henningen zu einem Wirkungsbereich“, plaudert er. Dähre sei nach der Gründung der VG im Jahr 2011 die erste Wehr gewesen, die ein „neues, 16 Jahre altes Löschfahrzeug“ erhalten habe. Seit 2017 stehe auch ein neues Tanklöschfahrzeug im Gerätehaus. „Damit ist für euch ein Wunsch wahr geworden. Das ging aber nur, weil wir in der VG alle an einem Strang gezogen haben“, sagt Bert Juschus. Kritisch merkt er an, dass die Unterstützung vom Land weitgehend fehle.

Nach weiteren Grußworten geht es nahtlos über zum Feiern bis in die Nacht über.

Mehr Bilder im Netz unter www.volksstimme.de/salzwedel

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