Heidnische Bräuche werden in der Altmark noch bis heute gepflegt. Doch was hat es mit ihnen auf sich? Was ist das Ziel derjenigen, die sie am Wochenende wieder zum Leben erwecken?

Auch in diesem Jahr werden die Kinder wieder fleißig mithelfen, den Pfingstkerl in Schmölau farbenfroh zu gestalten. ARCHIVFOTO: ANKE PELCZARSKI

Zu Pfingsten geht es in der Altmark hoch her. Wenn der Winter endgültig ausgetrieben wird, werden heidnische Bräuche wach. So treiben im Drömling in der „freien Nacht“ vom Sonnabend auf den Pfingstsonntag die Jugendlichen im Dorf ihr Unwesen. Sie verstecken Geräte, Werkzeuge, Garten- und Hoftüren oder hängen Strohpuppen auf. Am Morgen des zweiten Pfingsttages laufen dann verkleidete Gestalten, die „Hunnebrössel“, unter anderem in Dannefeld durch das Dorf und jagen Kindern und vor allem den Mädchen Furcht ein. Während dieses lustigen Treibens zieht der Maikerl (je nach Gegend auch Pfingstkerl oder Pfingstmeier genannt), von „Schult“ und „Schöppe“ und einer Anzahl Kiepenträger begleitet, von Haus zu Haus durch das Dorf, um Eier, Wurst, Speck oder auch Geld zu sammeln. Wer an diesem Tag mit dem Auto in der Altmark unterwegs ist, sollte etwas Bares haben, um an den „Straßensperren“ ungeschoren davon zu kommen. Waren es ursprünglich die Konfirmanden- und Jugendweihejahrgänge, die sich so etwas dazu „verdienten“, ist in Ermangelung an geeignetem „Personal“ heutzutage oft die gesamte Dorfjugend unterwegs. Aber auch die Erwachsenen haben ihre Freude daran.

Zu erleben ist dieser Brauch unter anderem in Schmölau in der Gemeinde Dähre (Westaltmark). Dort kümmert sich ein rühriger Heimatverein darum, dass die Tradition im Ort weiterlebt. Die Einwohner spendieren Blumen, mit denen das mit Blättern verkleidete Gestell farbenprächtig geschmückt wird.

Ein besonderer Brauch lebte Anfang der 1980er Jahre in Buch bei Tangermünde wieder auf. Die Jugend des Dorfes zieht am Pfingstsonntag zum steinernen Riesen (der wegen seiner lockigen Haare manchmal als „Schwester“ des Stendaler Rolands bezeichnet wird) und setzt ihm eine Krone aus Birkengrün auf. Früher tanzten die jungen Leute dann fröhlich um den Recken herum. Wenn es dunkel wurde, schlichen sich die jungen Männer heimlich davon und steckten dem geliebten Mädchen einen Strauß mit frischen Birkenzweigen an das Fenster. Andere, die man nicht leiden konnte, erhielten Dornenruten an den Fensterladen.

Quelle: Die Volksstimme empfiehlt vom 16. Mai 2024 den Artikel Wenn der Pfingstkerl umgeht https://epaper.volksstimme.de/volksstimme/share/UEpDRjFJQzhtOGtIdU1aemp5UlhodTU1NEVrQWRwYlBPQm1DaWtQeEo4WGdQd09rRXYxVEFLK0lObE1iYWhSQXFHWHJIamJGVXVNRU9RS2xuSFNwZWtIc2NJUGt2NlZWNmJ6Q3NVbVNEcE9Wd2xFb3lNUGNIVFZ0dW11RHNBND0=?preview=true 

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