Traditionelles Faseloom im westaltmärkischen Dahrendorf / Zu DDR-Zeiten wurde der Brauch verboten
Dahrendorf l Einen bärig guten Nachmittag verlebten die Dahrendorfer am vergangen Wochenende beim traditionellen Faseloom. „Den Brauch zum Austreiben des Winters gibt es bereits seit Beginn der 60er Jahre in der Gemeinde“, wusste Eckhardt Wernecke zu berichten. Als Ortschronist hat er sich intensiv mit der Geschichte dieses Brauches zum Austreiben des Winters beschäftigt. So wurde der Umzug damals von zwei Bären, einem großen und einem Juniortier begleitet. Restlos angenehm war die Aufgabe für die Akteure nicht. Während heute ein wuschliges Kostüm zur Verfügung steht, waren die Bären vor 50 Jahren in Erbsenstroh gehüllt.
„Der Brauch verlangte sogar, dass die beiden Darsteller in ihrer nicht gerade praktischen Verkleidung eine ganze Nacht verbrachten“, fand Wernecke heraus. Wie heute zog die bunte Truppe damals durch das Dorf um allerlei Lebensmittel zu erbitten. Wurst, Eier, Brot oder Getränke: jede Spende war willkommen und wird bis heute mit einem musikalischen Dankeschön belohnt. Am Ende kommen alle Gaben wie schon vor 50 Jahren auf den Tisch, um in Gemeinschaft verspeist zu werden.
In den 1970er Jahren war dann plötzlich auf höhere Weisung hin Schluss mit lustig. Ob der Dahrendorfer Bär nun den Frieden oder den Sozialismus bedrohte oder gar eine Gefahr für den Weltfrieden darstellte, ist nicht überliefert. Fest steht dafür aber, dass der beliebte Brauch nicht in Vergessenheit geriet. 1996 gab es den ersten Faseloomumzug nach der Wende und seit dem halten die Dahrendorfer an der Tradition fest.
Seinen ersten Stopp legte der Zug am Sonnabend übrigens – wie in den Vorjahren auch – am Haus von Nicole und Renè Bonnes ein. Hier wurden die Besucher bereits sehnsüchtig erwartet. Nach einem Ständchen gab es reichlich Köstlichkeiten aller Art. Der Bär bedankte sich für die großzügige Spende mit einem Tänzchen mit der Dame des Hauses.
„Meister Petz wird von Jahr zu Jahr besser im Tanzen“, lobte Nicole Bonnes das gelehrige Tier, in dessen Pelz Jan Nonnast steckte.
Wenige Minuten später war die gute Laune allerdings wie weggeblasen. Der zottelige Waldbewohnerwar auf offener Straße vor den Augen der Zuschauer zusammengebrochen. Selbst Rüdiger Striecks als erfahrener Doktor vor Ort war zunächst ratlos. Als selbst ein Einlauf nicht helfen wollte, griff er zum Äußersten: ein wohldosierter Schluck Honigmet brachte die Hauptperson des Umzugs in Windeseile wieder auf die Hinterpfoten. Somit stand der weiteren Tour durch den Ort nichts mehr im Wege.
Damit haben die Dahrendorfer dem Winter im Altmarkkreis Salzwedel abermals den Garaus gemacht und dem Frühling die Tür aufgestoßen.
Bis zum nächsten Jahr kann Meister Petz nun seine Ruhe genießen.