Waldbesitzer fürchten um ihre Bäume / Ein neuer Schädling aus Tschechien eingeschleppt

Forstschädlinge machen auch den Mitgliedern der Forstbetriebsgemeinschaft Hans-Jochen-Winkel zu schaffen. Forstamtsleiter Helmut Jachalke forderte rechtzeitiges Handeln ein.
Von Anke Pelczarski VOLKSSTIMME

Forstamtsleiter Helmut Jachalke (stehend) informierte die Mitglieder der Forstbetriebsgemeinschaft Hans-Jochen-Winkel über den Schädlingsbefall, der derzeit zu beobachten ist.Foto: Anke Pelczarski VOLKSSTIMME

Bonese l Die Stürme vor zwei Jahren und im Januar des Vorjahres sind noch nicht Geschichte. „Wir haben gedacht, dass wir etwas später mit dem Aufarbeiten des Sturmholzes anfangen, weil wir uns gesagt haben, woanders war der Sturm schlimmer“, sagte Hans-Heinrich Busse, Vorsitzender der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Hans-Jochen-Winkel, während der Jahreshauptversammlung im Dorfgemeinschaftshaus Bonese. Aber diesen Fehler würde er nie wieder machen. Die Firmen hätten so viel zu tun, dass teilweise noch Sturmholz im Wald liege.

Waldbrand-Faltbehälter an Feuerwehr spendiert

Durch die Trockenheit seien die Käfer gekommen, was zusätzlich für Probleme gesorgt habe. Ein Fichtenbestand musste sogar völlig abgeholzt werden, um weitere Schäden abzuwenden. Wobei das radikale Beseitigen des Bewuchses bei der Forstzertifizierung (PEFC), wofür die FBG eine Anerkennung habe, nicht gern gesehen werde. „Wir hatten im Dezember den TÜV Nord da, der uns überprüft hat. Wir konnten aber begründen, warum wir den Kahlschlag machen mussten“, informierte Hans-Heinrich Busse.

Er erinnerte daran, dass die FBG im Vorjahr der Dährer Wehr einen Waldbrand-Faltbehälter spendiert habe. Damit sei es möglich, dass im Fall der Fälle im Wald ein Wasserresservoir angelegt werden könne.

„Wir haben derzeit 6047 Hektar Wald in der Betreuung, sind jetzt bei 834 Mitgliedern. Damit sind wir weiter die Nummer 1 in Sachsen-Anhalt“, sagte der Vorsitzende. Fachliche Hilfe gebe es weiterhin vom Betreuungsforstamt Westliche Altmark.

Dessen Leiter Helmut Jachalke bezeichnete die Zusammenarbeit als „sehr erquicklich“. Er hatte jedoch nicht nur Lob mitgebracht, sondern auch ernste Worte. Denn Waldschädlinge hätten sich durch die Trockenheit im Vorjahr ausgebreitet. „Das betrifft alle Nadelbaumarten. Inwieweit Laubholzkulturen betroffen sind, wird sich beim Austrieb im Frühjahr zeigen“, erläuterte er. Borkenkäfer beispielsweise, von denen jetzt wohl eine neue Art aus Tschechien eingeschleppt wurde, hätten sich auch dadurch massiv vermehren können, weil die Aufarbeitungskapazitäten für das Sturmholz gefehlt hätten.

„Sie können den Käferbefall erkennen, wenn sie an oder auf dem Stamm Bohrmehl finden“, erläuterte Helmut Jachalke. Dann gelte es zu handeln. „Normalerweise ersticken die Käfer im Harz. Doch das können viele Bäume nicht bilden, weil es im Vorjahr zu wenig Wasser gab.“ Wenn sich die Käfer im Raupenstadion befänden, könnten die Bäume gefällt und entrindet werden. Die Raupen würden dann vertrocknen.

Die erste Käfergeneration, die Anfang/Mitte April schlüpfe, könne durch Fangeinrichtungen abgeschöpft werden. Die Flugzeit beginne bei 16 bis 18 Grad Celsius. Der Forstamtsleiter machte deutlich, dass es schwierig sei, von Käfern befallenes Fichtenholz zu verkaufen. „Der Markt ist quasi nicht mehr existent.“

Dass Borkenkäfer immer mehr zum Problem werden, würden auch die Meldungen an das Waldschutzmeldeportal zeigen. Dort wurden 9 Fälle im Jahr 2016, 13 Fälle 2017 und im Vorjahr 297 Fälle registriert.

Ob diese Angaben vollständig seien, sei offen. „Wichtig ist, dass Sie ihre Fichten- und Lärchenbestände kontrollieren und rechtzeitig auf den Förster zugehen“, wünschte sich Helmut Jachalke.

Förster Joachim Bernickel berichtete, dass im Vorjahr 21 461 Festmeter Holz eingeschlagen worden seien, davon 66 Prozent Sturm- und Käferholz. Für das laufende Jahr seien 17 170 Festmeter geplant.

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