Der Heimatforscher Horst Rakow räumt mit einer hartnäckigen Grenz-Legende auf
#Kortenbeck / #Harpe – Warum und wie genau das Land Sachsen-Anhalt 1945 wegen eines mutmaßlichen Trinkgelages mit dem Harper Bogen einige Hektar Land an das benachbarte Niedersachsen verlor, das gehört nach Ansicht von Heimatforscher und Ministerialrat a. D., Horst Rakow aus Schnega „zu den Geschichten aus dem Reich der Sagen und Legenden“.
Ich bin der einzig noch lebende Zeuge, der aus seiner Kindheit und Jugend die Grenzziehung miterlebt hat.
Ortschronist Horst Rakow zum Grenzverlauf am „Harper Bogen“
„Der Harper Bogen ist nicht durch ein Trinkgelage entstanden, sondern das Resultat einer uralten Grenze aus dem 14. Jahrhundert zwischen Preußen im Osten und dem Herzogtum Braunschweig-Hannover im heutigen Niedersachsen“, macht Rakow deutlich, der zu dem Thema ausgiebig nachgeforscht hatte.

Hintergrund: Dietrich-Wilhelm Ritzmann, Chef des Grenzlandmuseums „Swinmark“ im Schnegaer Ortsteil Göhr, verwies auf eine merkwürdige Beule in der ansonsten geraden Grenzlinie. Einige Anwohner in der Region sprechen hierbei vom „Wodka-Bogen“.
Denn, so die unwahre Legende: Die damaligen Bauern aus Harpe und Umgebung hätten laut Ritzmanns Version 1945 mit den Alliierten der Grenzkommission so lange gesoffen, bis um ihre Besitzungen, Wiesen und Äcker ein Bogen gemacht wurde und sie im Westen bleiben konnten.

Auf einem Bauernhof soll die Grenzkommission dann zusammen gekommen sein. Die Bauern tafelten ordentlich auf. „Es gab Schluck, Bier, Schinken und Braten bis zum Umfallen“, erzählte der Museumschef. Die Grenzziehung auf der Karte wurde dann mit Stempeln besiegelt. Danach floss noch einmal ordentlich Alkohol. „Zu fortgeschrittener Stunde wurde dann der Grenzverlauf aber noch einmal zu Gunsten der Harper Bauern geändert und alles mit einem Original-Siegel beglaubigt“, meinte der Grenzexperte.

Dieser Version widerspricht der ehemalige hohe Verwaltungsbeamte Horst Rakow entschieden: „Das ist eine nicht belegbare Legende. Ich bin 1941 geboren und auf dem Hof Nummer 1 in Harpe aufgewachsen. Mein Vater Wilhelm Rakow wurde im Juli 1945 vom Landratsamt in Dannenberg zum Bürgermeister der Gemeinde Harpe berufen“, so der Chronist.
Das Amt hatte sein Vater bis Ende 1961 inne. Zeitzeugen aus der Zeit um 1945 sind heute nicht mehr anzutreffen. „Ich bin der einzig noch lebende Zeuge, der aus seiner Kindheit und Jugend die Grenzziehung bei Harpe miterlebt hat. Mein Vater hat aufgrund seiner Kriegsverletzung und Erlebnissen im Krieg in Russland nicht mit russischen Offizieren über den Grenzverlauf als Bürgermeister verhandelt und auch an keinem Trinkgelage teilgenommen“, so Horst Rakow weiter.
Sein Vater Wilhelm Rakow war jedoch als damaliger Insasse des Salzwedeler Lazaretts am 22. Februar 1945 Zeitzeuge der Bombardierung des Salzwedeler Bahnhofs. „Es starben auf dem Bahnhofsgelände etwa 300 Menschen“, erinnerte der Chronist.
Quellenangabe: von KAI ZUBER Altmark Zeitung vom 30.10.2025, Seite 6
Interesse an einem kostenlosen Testzugang zum ePaper? Bestellen Sie hier: https://meinabo.az-online.de/abo/#abo-pricing . Der Test endet automatisch.
