Wilhelm Ebeling lud gestern zur Grenzlandwanderung ein / Natur hat sich die Trennlinie zwischen zwei deutschen Staaten zurückgeholt
Schmölau l Der 9. November ist ein geschichtsträchtiger Tag: Vor 100 Jahren endete das Kaiserreich, vor 80 Jahren war die Pogromnacht, vor 29 Jahren der Fall der Berliner Mauer. Aus diesem Grund lud Wilhelm Ebeling aus Bad Bodenteich gestern zu einer Grenzlandwanderung ein. In Schmölau startend, führte er die Teilnehmer zum Grünen Band.
„Ich möchte mehr über diese Region erfahren“, begründete Anna-Ilse Wehner, die im Landkreis Pinneberg lebt, ihr Interesse an der Wanderung. Sie habe in Bad Bodenteich gelebt. Ihr Vater sei beim Bundesgrenzschutz gewesen. „Mit Besuch sind wir zur Grenze gegangen und haben rüber geguckt. Wenn wir Hähne gehört haben, wussten wir, da ist noch Leben drin“, erzählte sie. An den 10. November 1989 erinnere sie sich genau: „Wir haben aus dem Fenster geguckt. Da fuhr ein Trabi vorbei. Das war schon ungewohnt.“
„Die Reisefreiheit war ein Phänomen“, beschrieb Wilhelm Ebeling, der als Bundesliga-Schiedsrichter auch Ost-Berlin besucht habe. Es sei nicht einfach gewesen, die 25 D-Mark, die pro Tag getauscht werden mussten, umzusetzen, ergänzte Werner Henkensiefken, der heute in Diesdorf lebt. „Wir haben Schallplatten und Bücher gekauft. Denn das DDR-Geld durfte nicht mit zurückgebracht werden“, fügte er hinzu.
Wilhelm Ebeling berichtete, dass Schmölau dicht gemacht werden sollte, weil der Ort zu nahe an der Grenze lag. Heute würden hier noch 57 Einwohner leben. Er führte die Wanderer zum einstigen Grenzstreifen. An einem Pfosten, der die 500-Meter-Entfernung zur Grenze kennzeichnete, hatte er ein Band angebracht. „Damit ich ihn wiederfinde“, erzählte er schmunzelnd und verwies darauf, dass sich die Natur das ehemals freie Gelände zurückerobert habe. „Das Grüne Band mit seinen 1400 Kilometern Länge ist schon etwas besonderes“, sagt er.