Immer weniger Kinder können noch sicher schwimmen / Wassergewöhnung wichtig
59 Prozent aller Zehnjährigen können nicht sicher schwimmen, berichtet die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Die Gründe sind vielfältig. Doch wie können Eltern dafür sorgen, dass ihr Nachwuchs sicher im Freibad oder See über Wasser bleibt?
#Dähre l In den Sommerferien 2020 heißt es: Ab an den See oder ins Freibad. Die großen Urlaubsreisen fallen aufgrund von Corona häufig aus. Doch auch bei einem harmlosen Ausflug lauern große Gefahren. 2019 ertranken deutschlandweit 17 Kinder im Vorschulalter, registrierte die Deutsche Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG). Doch wann können Kinder eigentlich sicher schwimmen? Und was können Eltern beachten, damit der Nachwuchs wirklich fit für den Ausflug zum Badesee ist? Die Volksstimme besuchte dafür einen Schwimmkurs der DLRG im Waldbad Dähre.
21 Kinder sind für zwei Wochen täglich im Wasser des Bades zu finden. Birgit Schmidt und Sieglinde Mahlke kümmern sich rührend um die Nichtschwimmer ab 4 Jahren, die bald selbstständig durch die Wellen pflügen wollen. Anna Müller (4) springt schon ganz mutig vom Beckenrand ins Nichtschwimmerbecken. Ihre Freundin Lia Neuling (4) ist noch etwas unsicher, doch die Schwimmlehrerin hilft und gibt Vertrauen. Es ist ja erst der zweite Tag des Schwimmkurses.
Bernd Hane, ebenfalls Rettungsschwimmer und Chef der Dährer DLRG Ortsgruppe, weiß genau worauf es ankommt: „Die Wassergewöhnung.“
So früh wie möglich sollten Eltern mit ihren Kindern ins Freibad kommen, damit erst gar keine Angst vor dem kühlen Nass entwickelt werden kann, meint der Experte. „Das Wasser ist kein Feind, sondern ein Freund der einen trägt“, sagt Hane beim Blick auf die Frühschwimmer. So sei es wichtig, dass Kinder früh lernen, auch mal den Kopf unter Wasser zu halten. „Tauchen ist ein wesentlicher Bestandteil“, betont der erfahrene Rettungsschwimmer. Viele weitere Tipps für das Schwimmenlernen gibt es auf der Internetseite der DLRG.
Vor dem Gang ins Freibad könne die Wassergewöhnung schon in Badewanne und Dusche stattfinden, heißt es auf der Homepage der Gesellschaft. „Es geht dabei um die dauerhafte Gewöhnung an das
Wasser und die Vorbeugung von Wasserangst“, wird dort betont. Gewarnt wird übrigens vor dem frühzeitigen Baden mit Schwimmhilfen ohne Aufsicht, denn diese könne man schnell verlieren.
Und eines macht Bernd Hane auch klar: Wer das Seepferdchen geschafft habe, sei noch kein sicherer Schwimmer. Das Deutsche Schwimmabzeichen in Bronze sei mindestens nötig, um auch allein sicher im Wasser klarzukom
men. Das sollten auch die Eltern wissen. Und die aktuellen Zahlen für Deutschland zeigen eine erschreckende Entwicklung. Eine forsa-Umfrage im Auftrag der DLRG ergab, dass 59 Prozent der Zehnjährigen im Land nicht sicher schwimmen können. Dagegen kämpft die Gesellschaft mit den angebotenen Kursen an, auch wenn die Zahl der Schwimmhallen und Freibäder weiter sinkt. Dazu kommen Probleme an den Schulen. Immer weniger
finden den Weg im Sportunterricht ins nächste Freibad, wie die Volksstimme bereits 2019 berichtete, weil die dazu befähigten Lehrer fehlen.
In Dähre aber werden, wenn alles klappt, einige weitere Kinder bald das Seepferdchen bestehen. Aufgrund der Corona-Pandemie fällt die Gruppe allerdings kleiner aus. Im Vorjahr waren fast 50 Kinder beim Schwimmkurs dabei, jetzt sind es insgeamt 21, aufgeteilt in drei Gruppen.
Quelle: Von David Schröder VOLKSSTIMME