#Bonese – „Tag ins Haus, Glück ins Haus, umgekehrt zur Tür hinaus. Hoch in die Lüft, da häng die lang Würscht, gift mi de lang und lasst die kurzen hang. Anderjahr und Diesetiet komm da weder un holse ab. Gott gib uns best, armes Nest“, sagten die Boneser Knirpse am Morgen des Pfingstsonntags beim Umzug durch das Dorf auf Plattdeutsch auf. Sie bedanken sich mit den Worten „Sie hab uns was zu Ehr gegeben, der liebe Gott soll Freude leben. Leben ist immer da, wir wünschen frohe Pfingsten.“
Im Dährer Ortsteil Bonese hat der Pfingst-Spieß Tradition. Am Vormittag wurde dieses prachtvolle Gebinde am Stock von Haus zu Haus getragen. Mit Kind, Kegel und Bollerwagen folgte halb Bonese dem illustren Umzug. Tina Knack aus Bonese half den Knirpsen als Souffleuse beim Aufsagen ihres Textes und sagte vor, wenn sie mal mit ihrem Reim nicht weiter wussten.
Hintergrund: „Pfingsten ist für den Landmann das größte Fest“, berichteten schon um 1840 die Heimatforscher Pastor Heinrich Krüger aus Lagendorf und Johann Friedrich Danneil aus Salzwedel über die Bedeutung der Tradition. Pfingsten war also „Hauptfest“ und das damit verbundene Brauchtum in der Altmark des 19. und frühen 20. Jahrhunderts besonders reichhaltig. Das hat unter anderem mit dem Einbringen der Saat und dem Viehaustrieb auf die Weiden zu tun, um deren Gedeih sich alles drehte – Wohlstand und Verderb, Essen oder Hunger, Reichtum und Armut.
Am so genannten „Pfingstheiligabend“ zogen die Knechte mit ihren Peitschen knallend durch das Dorf. Am ersten Pfingsttag wird nachmittags das frische Pfingstbier getrunken. Die Pferdejungen mussten im Dorf Eier und Speck sammeln und die Großmägde sollten davon Eierkuchen backen. Der wurde verteilt und zum Dank gab es entweder Bier oder Tabak für die Tonpfeifen.
Am ersten Pfingsttag wurden Pfingststrick, Pfingstspieß oder der Pfingstochse geschmückt und ein Umzug durch das Dorf zum Sammeln von Getränken und „Naturalien“ begann. Von den Gaben wurde gemeinsam gekocht und gebacken oder getrunken und dann begann im Dorf das Tanzvergnügen. Wer beim Auftreiben der Pferde auf die Pfingstweide zuletzt kam, wurde mit bunten Bändern geschmückt und hieß „der bunte Junge“. Wer zuerst kam, band seinem Pferd grüne Dornensträucher an den Schwanz, weil sie den Tau abstreifen und hieß „Tauschlepper“.
Besonders Reiterspiele gab es zu Pfingsten. Das „Kranzjagen“ gab es vielerorts. Außerdem gab es das Wettrennen der Burschen zu Fuß und zu Pferde. Zu gewinnen gab es lediglich die Ehre oder die Aufmerksamkeit eines Mädchens. Jeder der Pferdejungs war bemüht, beim Viehaustrieb nicht der Letzte zu sein.
In einigen Dörfern der Altmark bekam die erste Kuh oder das erste Pferd auf der Weide einen geschmückten Kranz. Beim Austrieb aus dem Stall wurde an der Schwelle unter einem Besen ein Ei oder eine Geldbörse gelegt und die Tiere mussten über diese hinweg steigen, was Glück bringen sollte.
Das Pfingstbier am Nachmittag des ersten Pfingsttages wurde von den alten Herren ganz bewusst in Gesellschaft der kleinen Kinder getrunken. Die sogenannten „Heischen- oder Schnorrer-Umzüge“ für den späteren Festschmaus gab es in vielen Orten.
In Bonese bemüht sich die Dorfgemeinschaft nach Kräften, zumindest einen Teil der alten Traditionen zu erhalten, was den Einwohnern am Sonntag wieder einmal geglückt ist.
Quellenangabe: Altmarkkreis Salzwedel vom 21.05.2024, Seite 4
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