Dähres Pastor Silvio Scholz erklärt die Symbolik der Kunstwerke im Gotteshaus
Dähre / Deutschhorst – Die fünf großen Kirchenfenster hinter dem Altar in der Dährer St. Andreaskirche gehören zu den prächtigsten ihrer Art in der gesamten Altmark. Sie erzählen besonders jetzt, passend zur Weihnachtszeit, biblische Geschichten in kunstvoll bemaltem Glas.
Dähres Pastor Silvio Scholz hat sich für die Altmark-Zeitung die Zeit genommen und erklärt die Symbolik der gut hundert Jahre alten Kunstwerke im Gotteshaus. „Das erste Fenster zeigt Maria Magdalena am Grab von Jesus. Hier ist auch das Christus-Lamm mit der Siegesfahne zu sehen“, so der Geistliche. Jesus soll zu seinem Besuch gesagt haben: „Was suchst du den Lebenden bei den Toten?“ Im zweiten Fenster sind die Evangelisten Matthäus und Marcus zu erkennen. Die Symbole der Evangelisten sind der Engel und der Löwe. Im dritten Fenster wird die Geschichte um Maria und Marta erzählt mit dem berühmten Zitat: „Eins aber ist Not.“ Auch das vierte Fenster ist voller Symbolik: Lucas ist hier mit dem Stier zu sehen und Johannes mit dem Adler. Das fünfte Kirchenfenster erzählt von Jesus und der Auferweckung des Lazarus.
Am prächtigsten in der Morgensonne
„Unsere Fenster sind wirklich eine Pracht und ich habe selten in anderen Kirchen solche Schönheiten gesehen“, meint Pastor Silvio Scholz. Am schönsten kommen die Fenster mit ihren prächtigen biblischen Motiven zum Ausdruck, wenn sie von der Morgensonne angestrahlt und von innen betrachtet werden.
Die berühmten Glaskünstler aus Hannover, Hubert und Andreas Henning, wirkten einst in Dähre. Die beiden Glasmaler haben die Motive ab dem Jahre 1904 im Zuge des Kirchenumbaus geschaffen. Vor allem Jesus, Lucas und Johannes fallen mit ihren Gesten in den biblischen Szenen auf. Die Künstler aus Hannover haben aber auch Bibelzitate in die Fensterbilder mit eingearbeitet. „Die mit Thränen säen, werden mit Freunden ernten“, steht zum Beispiel im Zentrum eines der Bilder.
Von dem Knesebeck als Hauptstifter
„Die altmärkische Adelsfamilie von dem Knesebeck gehörte zu den Hauptstiftern der wertvollen Fenster. Jenny und Gottschalk von dem Knesebeck haben ihre Namen auf den Kunstwerken verewigen lassen“, erklärt Pastor Scholz weiter. Natürlich sind daher auch die Wappen der Familie mit in die Kunstwerke eingearbeitet. Die Knesebecker wohnten damals in Deutschhorst, Tylsen und Langenapel. „Gestiftet von Frau Jenny von dem Knesebeck, geborene Hübbe, Deutschhorst 1916“, lautet eine der Inschriften. „1916 war mitten im Ersten Weltkrieg. Ich denke, dass die Familie die Fenster auch stiftete, weil ein Familienangehöriger im Gefecht schwer verwundet wurde“, meint Pastor Scholz.
Besonders eindrucksvoll ist die Geschichte von Maria und Marta, die auf einem der Fenster bildhaft erzählt wird. Laut Johannesevangelium waren Maria und Marta Schwestern des Lazarus aus Betanien, einem Dorf in der Nähe Jerusalems. Die drei waren eng mit Jesus und den anderen Jüngern befreundet, zogen allerdings nicht mit ihnen umher, sondern unterstützten sie durch ihre Gastfreundschaft. Besonders Marta scheint sich sehr bemüht zu haben, Jesus angemessen zu bewirten. Maria dagegen setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte seiner Rede zu. Marta konnte das scheinbar gar nicht nachvollziehen. „Herr, fragst du nicht danach, dass mich meine Schwester lässt allein dienen?“, beklagte sie sich bei Jesus.
Bibelforscher vermuten, dass die Charaktere der beiden Schwestern auch beispielhaft für unterschiedliche Arten stehen, sich Jesus und seinen Lehren zuzuwenden. Da gibt es auch heute noch diejenigen, die in der Gemeinde alle möglichen Aufgaben übernehmen und wie Marta quasi dienend tätig sind; andere wiederum beschäftigen sich lieber still und nachdenklich mit der Frage, was Christsein bedeuten könnte und wie die alten Überlieferungen zu verstehen sind.
Ursprung der Adelsfamilie von dem Knesebeck
Am 26. Januar 1244 erscheint der Name „de Knesebeke“ erstmals auf einer Urkunde. Der Namensforscher Dr. Hans Bahlow fand heraus, dass „Knese“ soviel wie Sumpf und „Beke“ Bach bedeutet, womit der Ursprung des Namens erklärt werden kann. Die niedersächsischen Historiker Meibeyer und Crüger erforschten dagegen die Herkunft des Familienwappens genauer. Demnach entstammt das Einhorn der schwarzen und die Greifenklaue der weißen Herkunftslinie. Zur Vereinigung der beiden Symbole kam es laut den Forschern um 1236, als die beiden Ritter Paridam und Bodo im heutigen niedersächsischen Knesebeck gemeinsam eine Grenzburg gegen die kriegerischen Slawen errichteten und deren Familienmitglieder untereinander heirateten. Die Familie von dem Knesebeck wuchs im Laufe der Jahre und gewann in der Region an Einfluss. Bald gehörten auch Deutschhorst, Dähre, Langenapel, Tylsen und Wittingen zu ihrem Machtbereich. Laut Stammbaum sind zahlreiche Persönlichkeiten nachweisbar, darunter Pröbste, hohe Offiziere, Kapitäne zur See und Hofbeamte. Im Jahre 1365 erhielt der „lange Paridam“ das ehemals Crucemannsche Gut zu Langenapel. Von da an blieb Langenapel Stammsitz der Familie von dem Knesebeck.